Am letzten Wochenende hatte ich Gelegenheit an einer Führung auf der Zeche Zollverein in Essen teilzunehmen, dem weltweit größten Industriedenkmal zur Kohleförderung. Mehrfach war ich bereits dort und immer wieder beeindruckt von der schieren Größe und Komplexität der Anlage.
Diesmal erwartet mich eine Überraschung: Unser Tour Guide ist Dipendra – Buddhist, Nepalese und seit einem Jahr in Deutschland. Ich bin verwirrt, Nepal und Kohleförderung im „Pott“ – das ist für mich so weit auseinander, dass ich es kaum verbunden bekomme. Ich muss mich bewusst darauf einlassen. Dadurch richtet sich meine Aufmerksamkeit und die anfängliche Verwirrung wandelt sich zu einem Geschenk. Dipendra nimmt mich mit auf eine Reise zu den Arbeitsbedingungen im Bergbau der 1850er Jahre. Durch seine wertschätzende und mitfühlende Haltung für Mensch und Natur schafft er es, eine Verbindung über die Jahrzehnte hinweg zu erzeugen. Und ist gleichzeitig ganz präsent und praktisch, wenn er uns einen 40kg Bohrhammer zum Ausprobieren in die Hand drückt. Unter seiner Leitung wird unsere 23-köpfige Gruppe für 2 Stunden zu einem gelungenen Team. Auch hierbei spielt seine fühlbare Wertschätzung, Ausrichtung, Bestimmtheit und Klarheit eine Rolle. Er ist ganz bei uns. Seine Verabschiedung in Form einer buddhistischen Mudra rundet eine besondere Führung für mich ab.
Auf der Weiterfahrt komme ich in´s Überlegen: So wirkt Führung auch im Businesskontext. Von und für beide Seiten. Und auch Überraschungen gibt es immer wieder. Wie oft habe ich wohl ein Angebot aus der Führung übersehen, nicht erkannt oder nicht wahrgenommen, weil ich so überrascht war, dass mir der Sprung über die Verwirrung zum „darauf Einlassen“ nicht gelungen ist? Ich erinnere Situationen von Misslingen und Gelingen. Beides gab es und oft machte meine eigene Aufmerksamkeit und Haltung den Unterschied.
Erinnern Sie sich an eine Führungsüberraschung? Wie ist es Ihnen ergangen?