Vor gut 30 Jahren hieß es noch “Du Öko …” wenn ich an einem geschlossenen Bahnübergang Autofahrer darauf angesprochen habe, warum ihr Auto noch läuft. Manchmal mache ich das heute noch. Die Reaktionen waren und sind sehr unterschiedlich, da ist fast alles dabei – auch eine polizeiliche Anzeige war mal das Resultat. Und immer noch berühren mich die unterschiedlichen Reaktionen – von Ärger über Scham bis zur Freude ist da alles dabei. Was sich tatsächlich über die Jahre verändert hat, ist die steigende Anzahl derjenigen, die einfach nur nicht daran denken und mit einem “Danke” den Motor ausmachen. Und natürlich hilft auch die Technik der Abschaltautomatik in modernen Kfz.

In der Rückbetrachtung verstehe ich, dass solche Situationen wertvolle Übungs- und Experimentierfelder waren. So liessen sich verschiedene Methoden ausprobieren, um mit Menschen in Verbindung zu kommen. Heute ist die Entwicklung von positiven und nachhaltigen Beziehungen im Unternehmenskontext immer Teil meiner verschiedenen Tätigkeiten.

Die anhaltende gesellschaftliche Diskussion zum Plastikwahnsinn und dessen Folgen für uns alle, hat mich dazu inspiriert, das Thema nachhaltig leben aktuell und neu zu erforschen.

Begonnen habe ich mit der Frage “Was bedeutet Nachhaltigkeit für mich?” In einem Satz: Verantwortung für die Gemeinschaft mit übernehmen und längerfristig sinnvolle Entscheidungen fällen.

Der Ursprung von nachhaltig leben liegt in meiner persönlichen Haltung im Umgang mit Menschen und Umwelt. Klick um zu Tweeten

Agiere und entscheide ich aus eigenem Vorteil und Nutzen heraus oder fühle ich mich verbunden mit meiner Umgebung? Bin ich daher persönlich dazu bereit, manchmal zu verzichten und damit gemeinsam Verantwortung für eine größere Lösung auf gesellschaftlicher Ebene mit zu übernehmen?

Durch den Schwerpunkt in den Medien und frühere Erfahrungen hat sich fast zwangsläufig die Verpackungsbranche als zentrales Objekt meiner Recherchen ergeben. Ich habe große Unternehmen gefunden, die das symbolische Marketingspiel beherrschen und renommierte Hersteller, die in Massen Verpackungen für den Müllberg produzieren und gleichzeitig mit einer einzelnen Innovation einen Bio-/Nachhaltigkeitspreis gewinnen.

Wahrhaftige Nachhaltigkeit sieht für mich anders aus.

Ich habe Start-ups aufgestöbert, die aus einer persönlichen Erfahrung heraus ein Thema in die eigenen Hände nehmen und daraus mit Überzeugung ein nachhaltiges Business auf die Füße stellen. Hohes persönliches Engagement ist dort oft die treibende Kraft, um z.B. den Herstellprozess und die Lieferkette möglichst weit nachhaltig zu gestalten – Halm oder Superseven. Und ich habe (wenige) Unternehmen entdeckt, die bereits erfolgreich den Schritt vom Start-up zum etablierten Hersteller und Anbieter vollziehen – Landpack.

In der politischen Ecke habe ich leider vor allem das bewährte Spiel zur Verschiebung von Verantwortung vorgefunden: Gesetzgebung könne nicht die Lösung sein, heißt es dort. Vielmehr solle der Verbraucher bzw. die Gesellschaft Verantwortung übernehmen. Wann hat das schon einmal so geklappt? So sind wir Menschen nicht gestrickt. Und wenn dann zur Politik noch Lobbyismus kommt, hat das persönliche Ego einzelner gewonnen und die Nachhaltigkeit verloren. Im Rahmen meiner Recherchen habe ich auch das IASS Potsdam entdeckt. Meine Erwartung war – Toll, seit 10 Jahren gibt es da eine von der Bundesregierung (also durch uns Steuerzahler) bezahlte Institution, die das Thema mit Spezialisten weltweit verbindet und entwickelt. Auch hier bleibt am Ende meine Enttäuschung, dass ich davon leider kaum eine öffentliche Breitenwirkung gefunden habe. Schade!

Viel zu wenig thematisiert wird aus meiner Sicht auch die wohl effektivste Form von Nachhaltigkeit: Der persönliche Konsumverzicht und Ausstieg aus dem Spiel “immer mehr, größer, schneller,…”.

Gleichzeitig durfte ich erfahren, dass wir als Verbraucher auch einen zunehmenden Einfluss zur Gestaltung gewinnen. Wenn ich z.B. in der Bio-Markt-Kette beständig und immer wieder nachfrage, warum denn immer noch Plastiktüten am Gemüsestand ausliegen und diese nach 3 Monaten dann plötzlich kommentarlos verschwinden, vermute ich, dass auch andere Kunden kritisch hinterfragt haben.

Es geht nur gemeinsam!