Eine Freundin kämpft aktuell um Ihr Lieblings-Schulprojekt. Seit 2016 sorgt Sie mit Führung und Kollegium Ihrer Schule und dem Projekt Herausforderung für inzwischen bundesweites Aufsehen. In den letzten Jahren wurden ähnliche Initiativen auf Basis der Aachener Lehrer-Pioniere an mehreren Schulen initiiert. Sogar Preise gab es bereits. Nun steht das Projekt vielleicht vor dem Aus: Die Bezirksregierung hat erklärt, dass das Projekt an der 4. Aachener Gesamtschule nicht weitergeführt werden darf.

Mich hat in den Texten dazu eine Formulierung magisch angezogen: “Wenn die Angst größer ist als das Vertrauen”. Das kommt mir bekannt vor. Auch in meinem Leben gab und gibt es Momente, in denen die Angst vor dem Neuen jede Weiterentwicklung nahezu unmöglich gemacht hat. Besonders perfide empfinde ich, wie die Angst sich perfekt verkleidet und ganz “logische und richtige” Gründe dafür findet, alles beim Alten zu lassen. Das beginnt schon beim Wort; oder wie oft haben Sie erlebt, daß Angst im beruflichen Umfeld so benannt wird? Bestenfalls sprechen wir von Befürchtungen oder äußern Bedenken.

In vielen Systemen werden aktuell unter dem Aspekt der Sicherheit zunehmend Kontrollen eingeführt. Auch hierfür finden sich meist offizielle “gute und sinnvolle” Gründe. Ich bin überzeugt, dass in vielen Fällen der Wunsch nach Zukunftskontrolle der wahre Grund dafür ist – Angst versucht durch Kontrolle gefühlte (Schein-)Sicherheit zu gewinnen.

Mir hilft in der Veränderung, wenn ich in dem Neuen etwas finde, das größer ist als meine Angst davor. Etwas, das die Anstrengung wertvoll macht, mich vielleicht sogar begeistert! Klick um zu Tweeten

Veränderung ist für uns Menschen grundsätzlich kein leichtes Thema. Das können Wissenschaftler wie Gerald Hüther wunderbar verständlich erklären. Meine Erfahrung ist, daß Menschen vor allem gegenüber fremdbestimmtem Change Widerstand entwickeln. Das kann sich ändern, wenn Delegation oder Selbstorganisation nicht nur “Luftwörter” sind und auf der Entscheiderebene wahrhaftig Vertrauen führt. Dann liegt Verantwortung und Entscheidung auch bei Teams und Mitarbeitern und die Veränderung wird zu einer persönlichen Angelegenheit. Jede einzelne ist Teilhaber und kann dadurch ihre persönliche Ausrichtung ändern – von “dagegen (z.B. die da oben oder die anderen) zu dafür (mich und mein Team)”.

Die wichtigsten Eckpunkte dafür lauten aus meiner Sicht:

  • Suchen Sie sich (beim 1ten Mal) ein nicht ganz so großes Thema aus.
  • Verdeutlichen Sie (vorab und im Team) den konkreten! positiven Sinn darin.
  • Klären Sie (vorab und gemeinsam) die Bedeutung von Verantwortung und Kompetenz.
  • Übergeben Sie Beides und stellen sicher, dass Beides auch genommen wird.
  • Und dann lassen Sie (vorerst) los.

So geht das.

P.S.: Wer sich für eine Neugestaltung unseres Bildungssystems einsetzen und bei der aktuell laufenden Petition für Herausforderung mitmachen möchte, ist herzlich eingeladen. Der Link zur Onlinepetition: Jede(r) zählt.