Bei Sergio Bambaren habe ich gerade gelesen: “Die wichtigste Zutat, die nötig ist, damit echte Veränderung eintreten kann, ist Zeit”. Das trifft für mich gerade den Punkt.
Veränderung ist etwas, was uns das ganze Leben hindurch begleitet. Veränderungen sind der tägliche Normalzustand. Und dennoch oft so schwierig für uns…
Für mich kennzeichnen Veränderungen einen großen Teil meines Lebens: Unterschiedliche Lebens-stationen im In- und Ausland, verschiedenste berufliche Situationen, Rollen, Funktionen und Verant-wortungen, variierende Familiensituationen, sich verändernde Partner-, Freund- und Bekanntschaf-ten und wechselnde Interessen. Kaum ein Lebensbereich, der nicht größere Entwicklungen erfahren hat. Lange Zeit war das beherrschende Ziel für mich dabei: Möglichst schnell fertig werden. Das hat auf den 1. Blick auch gut funktioniert und war, speziell im beruflichen Umfeld und zu dieser Zeit auch manchmal wichtig. Ich war im Leben schnell unterwegs.
Heute ist mir klar, dass durch meine hohe Umsetzungsperformance neben der sichtbaren erfolgreichen Entwicklung im Außen, auch manches in der Tiefe, im Innen, auf der Strecke geblieben ist. Nicht abgeschlossene, lose Enden haben sich immer mehr zu einem ganzen Bündel verdickt. Vieles davon durfte ich im Nachhinein bearbeiten und auflösen, für manches war es zu spät. Das hat Zeit und Energie gekostet. Vielleicht mehr, als zur damaligen Zeit notwendig gewesen wäre.
Auch deswegen ist mein Umgang mit wichtigen Veränderungen heute ein Anderer. Ich gebe mir mehr Raum und Zeit. Um genau hinzusehen und mir Fragen zu stellen: Warum geschieht dies gerade jetzt? Ist das der passende Zeitpunkt? Was steckt dahinter? Um was geht es in dem Thema? Was hat das gerade mit mir oder Anderen zu tun? Was sind die Konsequenzen?
Und – ich tausche mich aus. Mit Menschen, mit denen ich wohlwollend verbunden bin, die über eigene Veränderungserfahrung und -bewusstsein verfügen.
Auf diese Weise entstand gerade in 2 Tagen mein neuer Coachingraum. Gefragt waren gestalterische Tätigkeiten, keine baulichen Maßnahmen. Sie fragen sich vielleicht, wozu dauert das 2 Tage? Natürlich hätte das Ganze auch in 1/3 der Zeit geschehen können. Für einen strukturierten Planer und Umsetzer wie mich ein Klacks. Allerdings ging es mir, speziell in diesem Fall, um (m)eine erwünschte Wirkung, für mich und meine Kunden. Und so habe ich mir Zeit gelassen, genau hingeschaut, verschiedenes ausprobiert, “nebenbei” Themen, über die ich gestolpert bin, bearbeitet und frühere Erfolge gefeiert. Ein Dominosteinchen hat oft das Nächste angestoßen. Und wenn ich an einer Stelle etwas geändert habe, hat sich die Gesamtsituation verändert und ich musste wieder Anpassungen vornehmen. Mit viel Begeisterung war ich dabei, habe die Zeit und Veränderung bewusst genossen.
Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden – das wird nicht nur einfach funktionieren, vielmehr passt das genau in mein Hier und Jetzt. Bis zur nächsten Veränderung…
Was ist für Sie das Wichtigste bei Veränderungen?
In Deinen Worten finde ich sehr viele meiner eigenen Erfahrungen wider. Daß Veränderung Zeit braucht und vor allem das Entwickeln des zutiefst Eigenen nicht den gängigen Vorstellungen von Zeit folgt, erlebe ich in den letzten Monaten ebenfalls. Aus meiner früheren \”High-Performing-Brille\”erweckt es in mir immer noch ab und zu ein irritiertes, ungläubiges Kopfschütteln, manchmal sogar Ratlosigkeit. Soooo lange kann das doch gar nicht dauern, will mir dann der \”Rennpferd-Anteil\” in mir eindringlich einreden. Es ist aber so! Neue Wege und Erfahrungen brauchen ihre Zeit. Ansonsten bleibt es lediglich bei einer rationalen Einsicht, die uns auch schnell wieder auf alt eingetretene Pfade führt. Verkörperung und wirksame Veränderung kann jedoch nicht erfolgen.
Daher ist es ein Segen, wenn man aus so einer Tempo getriebenen Effizient-Identität heraus auf einen Coach oder Mentor wie Dich trifft, der selbst beide Seiten der Medaille Zeit erfahren und hat und abgesehen vom Tempo auch die Kraft der Entschleunigung in sich entwickelt hat.
Liebe Cordula, ich bin immer wieder berührt über die wunderbar treffenden Worte, die du findest. In diesem Fall ist es der \”Rennpferd-Anteil\”. Ich kann uns \”Vollblüter\” förmlich in der Startbox sehen, ungeduldig mit den Hufen scharrend, dass es endlich los geht. Und beide haben wir unsere schnellen Rennen auch oft gewonnen. Dafür aber auch einen Preis bezahlt…
Zusammen mit der gelebten Erfahrung der Entschleunigung kann ich zwischen verschiedenen Varianten wählen. Mal das Eine und mal das Andere – je nach Situation. Ich habe für mich und mein Umfeld mehr Möglichkeiten, mehr Freiheit und mehr Wirkung.
@ Cordula Rosenfeld @ Stefan Strobel
Um in der Pferdesprache zu bleiben – ab und zu auf einem gemütlichen Haflinger durchs Leben zu reiten hat auch was. Für mich liegt der Schlüssel im Wechsel. Manchmal reite ich gerne auf einem Araber. Wer das schon mal erlebt hat, möchte es wieder erleben. Ich habe lange gebraucht bis ich wusste, wann ich das Pferd wieder sich selbst überlassen und umsattle. Der wahre Genuss liegt für mich darin, dass ich jedes Pferd reiten kann, weil ich frei bin zu wählen.
Lieber Stefan, und noch eine Anmerkung zu dem Foto. Schade, dass ess o klein ist. Wenn ich es größer haben möchte, muss ich auf die vorherige Seite gehen.
@Birgit-Rita Reifferscheidt: Da kann ich nur sagen: JA, auch das ist Freiheit. Ich hatte bereits das Vergnügen mit verschiedensten Pferden, die mich begleitet haben: Kaltblüter, Araber, Isländer, Gallopper von der Rennbahn, verschiedene Warmblüter. Und alle haben mich auf Ihre Art etwas gelehrt, u.a. auch bewusst zu wählen.
Vielen Dank für den Hinweis mit dem Bild. Ich habe ein wenig experimentiert und jetzt vergrößert sich das Bild durch anklicken. Wenn ich es im Text größer mache, geht das zu Lasten des Textes. Was denkst über den Ansatz?