Business und HäkelnImmer wieder und gerne in den letzten Jahren schaue ich mir „Altes“ unter „neuen“ Gesichtspunkten an oder versuche mich an „gänzlich Neuem“. Gerade im Thema Körperbewusstsein bescheren mir diese Experimente immer wieder überraschende Einsichten. So begann vor Jahresfrist auch das Projekt „Häkeln und Businessmänner“.
Eine Mütze, die vor einiger Zeit für eine Freundin entstand, ist bei Fertigstellung leider viel zu eng. Tja, hätte ich doch mal nach der „Maschenprobe“ geschaut, die in der Anleitung angegeben war – ich häkle wohl engmaschiger als der Durchschnittswert. Einige Zeit habe ich mich dann vor der Aufgabe „Größer machen“ gedrückt, aber jetzt ist es soweit. Was nützt eine zu kleine Mütze, die dadurch nicht nutzbar ist? Wenig! Das ist mein Ansporn.

Also an´s Werk! Oh je, so hatte ich mir das nicht vorgestellt. Es fängt schon damit an, dass ich mehr Wolle brauche. Lange dauert es, bis ich die gleiche Farbe/Art etc. finde. Bereits zu diesem Zeitpunkt überlege ich: Einfach ganz neu machen wäre vielleicht leichter? Aber genau das möchte ich nicht tun. Schließlich war einiges auch gut an der „alten Mütze“. Also dran bleiben! Ich beginne mit dem aufdröseln. Meine Güte, welch ein Wahnsinn: ich brauche doppelt so viel Zeit die 1te Runde aufzumachen wie vor einiger Zeit beim zumachen. Masche für Masche muss ich einzeln aufziehen. Die abgewickelte Wolle kräuselt und rollt sich, zerlegt und verknotet sich teilweise in einzelne Fäden. Meine Ungeduld wächst mit jeder Minute. Ich beschließe, wenigstens eine ganze Runde durchzuhalten und merke dann am Ende: Ich habe wohl an der falschen Seite angefangen. Andersrum geht´s leichter! Als dann gut die Hälfte der Wolle abgewickelt ist und es mit dieser „gebrauchten“ Wolle an´s Häkeln geht, wird schnell klar: Auch das ist nicht so einfach. Aber irgendwann wird es leichter. Und am Ende halte ich eine „neue – alte“ Mütze in der Hand und bin „stolz wie Oskar“. Erst recht, als diese dann perfekt passt.

Wenn ich diese Erfahrungen nun in meine Businesswelt übersetze, heißt das:

  • Projektdokumentation macht Sinn – im passenden Umfang
  • Recherche ist wichtig – vorher und angemessen detailliert
  • Manchmal ist es zweckmäßiger komplett neu anzufangen und bisweilen macht es Sinn Altes und Neues zu verbinden
  • „Altes verändern“ macht ebenso Arbeit wie Neues – mal mehr, mal weniger
  • Veränderung ist SchwerstARBEIT. Neben dem passenden Zeitpunkt braucht es dafür mindestens meinen Willen und ein klares, sinnvolles Ziel
  • Bewusste kleine Schritte und Teilziele machen das Projekt handhabbar
  • Erfolg und Veränderung will gewürdigt sein – zwischendurch und am Ende.

Vieles davon kennen wir. Und doch arbeiten wir oft gegen solche Prinzipien. Woran liegt das? Wie bewusst und klar vor Augen haben Sie dies im täglichen Arbeitsumfeld?