In meinem Berufsleben habe ich viele verschiedene Formen von Arbeitstreffen, Besprechungen und Meetings erlebt. In den letzten Jahren ist ein Entscheidungsgremium hinzugekommen, dessen Arbeit ich sehr zu schätzen weiß: mein ganz persönliches inneres Führungsteam, eine Art virtueller C-Level.
Alle wichtigen Leitungseinheiten, wie ich sie auch im realen Geschäftsleben kennengelernt habe, sind hier vertreten: Finanzen, Vertrieb, Marketing, Fertigung und Technik sowie Geschäftsführung.

Situativ treffen wir uns, wenn Entscheidungen anstehen. Meiner Phantasie und Intuition sind dabei für das Format kaum Grenzen gesetzt. Manchmal finden die Treffen im Arbeitsumfeld statt, so z.B. wenn ich ein Flip Chart zur Visualisierung brauche. Zuweilen diskutieren wir auch draußen – im Gehen oder an einem zum Thema passenden Ort. Und ab und zu holen wir vorab auch Fremdmeinungen ein. Da alles in mir selbst stattfindet, habe ich ein solches Meeting auch schon einmal während einer ICE-Fahrt durchgeführt. Keiner im Abteil hat etwas gemerkt und die 3 Stunden waren bestens genutzt.

Ein konkretes Erfahrungsbeispiel: In der Vergangenheit hatte, geprägt durch die Erziehung, mein interner Finanzcontroller häufig die lauteste Stimme im Führungskreis. Oft war das hilfreich, hat mich z.B. sparen lassen. Gelegentlich war die Angst vor etwaigem Verlust und dem Risiko auch unverhältnismäßig groß, so dass ich Chancen verpasst habe. Und bisweilen hat mir der Controller auch geschadet, wenn ich in einer Situation halbherzig oder kleinlich war und mich das Ergebnis später beschämt hat. Mit heißem Kopf stand ich dann manchmal schamrot und betroffen vor den Konsequenzen meines Handelns.

Heute hat der Buchhalter als Mitglied meines Führungsteams nur noch eine Stimme, kann ggf. überstimmt werden – oder auch Andere von seinem Standpunkt überzeugen.

Eine wichtige Grundvoraussetzung, um positiv mit diesem inneren Gremium arbeiten zu können ist, dass ich bereit bin in den Spiegel zu blicken, um mir genau anzuschauen, wer ich bin, wie ich dazu wurde und auf welche Weise ich agiere. In der Bewusstwerdung von Schattenthemen und der Bearbeitung sowie schrittweisen Auflösung von unbewussten inneren Zwängen und Schwüren liegt für mich DIE Freiheit, die mir erst eine wirklich autonome Wahl ermöglicht.

Inneres FührungsteamFür dieses Ziel braucht es, neben Zeit und Energie, auch den aufrichtigen und wertschätzenden Austausch mit anderen Menschen! Alleine wäre ich auf diesem Weg nicht so weit gegangen.
Ich bin dankbar, dass ich in den letzten Jahren immer wieder Menschen getroffen habe, mit denen ich mich hierin beziehen, üben und entwickeln durfte.

Durch die Verbindung von Un(ter)bewusstsein und klarem Bewusstsein, einem offenen und achtsamen Austausch von unterschiedlichen Sichtweisen und der sachbezogenen statt politischen Diskussion entstehen wahrhaft gemeinsam getragene Entscheidungen mit entsprechend großer und anhaltender Wirkung.

Im Rahmen meiner Ausbildungen habe ich später bei Prof. Dr. Friedemann Schulz von Thun die kommunikationspsychologische Theorie zum inneren Team kennengelernt. Ganz praktisch liegt mein Gewinn über die Jahre hinweg in einer zunehmenden Freiheit und Klarheit mit den Entscheidungen meines inneren Führungsteams. Alle arbeiten miteinander für das gleiche Unternehmen – für mich!

Wie nutzen Sie Ihre „inneren Stimmen“ für sich?