Einschränkung – für dieses Wort existieren in der deutschen Sprache Synonyme wie Einengung oder Behinderung. Golfer sprechen unter sich auch vom Handicap. Jeder dieser Ausdrücke weckt in mir unterschiedliche Gefühle und Deutungen. Der inhaltliche Aussagekern ist dagegen ähnlich: Da ist etwas, was mich begrenzt, etwas das ich im Moment nicht kann.
Dies ist der erste der beiden Fragenkomplexe, die mich in diesem Beitrag beschäftigen:
Muss eine Grenze so bleiben? Bis wohin geht Entwicklung?
Für meine persönlichen Grenzen habe ich immer wieder die Erfahrung gemacht, dass es auf diese und andere Fragen auch Antworten gibt, die außerhalb meiner Erfahrungen und Vorstellungen liegen. Erst in der vertrauten und aufrichtigen Verbindung zu anderen Menschen entstanden mit der Zeit kreative Ideen und hilfreiche Lösungen für neue Wege.
Ab und an begegnet mir auch so etwas wie ein “Wunder” z.B. bei Pablo Pineda Ferrer, dem ersten Europäer mit Down-Syndrom und Hochschulabschluss. Was es für eine solche Entwicklung an Haltung, Umfeld, Liebe und Vertrauen braucht, schildert eindrucksvoll der Film Alphabet. Mich hat die Dokumentation vor 6 Monaten betroffen und nachdenklich gemacht. Und ich war damit nicht alleine – kaum jemand im Kino stand bereits während des Abspannes auf, um zu gehen.
Der zweite Themenkomplex lautet: Da ist kein Schatten ohne Licht! Was kann ich also von der Andersartigkeit lernen?
Ein wundervolles Beispiel dafür habe ich aktuell erlebt: Bei den Special Olympics Deutschland, den nationalen Spielen geistig behinderter Menschen. Eingeladen hatte mich eine Freundin, die auf der Albschule Karlsruhe unterrichtet. Und so durfte ich nicht nur zusehen, sondern war mittendrin.
Knapp 5000 Athleten und rund 2000 Betreuer haben sich für eine Woche in Düsseldorf getroffen. Diese Menschen haben mich tief berührt. Sie erschaffen eine ganz eigene und besondere Atmosphäre: nah, offen, verletzbar und gleichzeitig voller Vertrauen. Athleten und Betreuer bringen gleichermaßen Wärme, Achtsamkeit und Wertschätzung mit in die Beziehung. Damit erlebe ich eine Haltung im Miteinander, wie ich sie selbst – mit viel Arbeit – auch in mein eigenes Leben integriere. Die Verbindung zu anderen Menschen lebt unmittelbar, offen und aufrichtig. Und die Freude, auch für und mit den Anderen, kann ich intensiv spüren.
Nach so vielen Skandalberichten über russische Winterspiele, FIFA, Formel 1 und Fußball-WM empfinde ich diese Veranstaltung als große Wohltat und Geschenk. Der ursprüngliche Gedanke von Baron Pierre de Coubertin zu Olympia lebt noch! Und ich durfte eine Zeitlang dabei sein. Danke!