Wenn man heute über Künstliche Intelligenz (kurz: KI oder englisch Artificial Intelligence, AI) spricht, könnte man meinen, das Thema sei erst vor wenigen Jahren entstanden. In den Medien taucht es ständig auf: ChatGPT, KI´s die sprechen, malen oder sogar “denken” können, Deepfake, ChatBot, usw. Doch tatsächlich ist KI viel älter, als die meisten glauben und ihre Geschichte ist eine spannende Reise durch mehr als 70 Jahre Technikentwicklung.
Die Idee von „denkenden Maschinen“ ist alt
Schon Mitte der 1950er Jahre begannen Forscher sich ernsthaft mit der Frage zu beschäftigen, ob Maschinen „denken“ können. Einer der bekanntesten Vordenker war Alan Turing, ein britischer Mathematiker, der 1950 den sogenannten Turing-Test entwickelte.
Die Idee war einfach, aber genial. Einfach formuliert: Wenn ein Mensch in einem Gespräch nicht unterscheiden kann, ob sein Gegenüber ein Mensch oder eine Maschine ist, dann könne man die Maschine als „intelligent“ bezeichnen. Damit legte Turing den Grundstein für das, was wir heute als künstliche Intelligenz kennen.
Mein persönlicher Einstieg in die KI-Welt
Ich selbst kam das erste Mal während meines IT-Studiums mit dem Thema in Kontakt. Damals war das alles noch sehr theoretisch. Wir sprachen über Programme, die „lernen“ sollten, aber die Computer und Hardware waren weit entfernt von dem, was wir heute kennen.
Was mir im Rückblick “verrückt” vorkommt: Zur gleichen Zeit beschäftigten wir uns in anderen Vorlesungen noch mit Lochkarten-Technik, also mit Pappkarten, in die Daten buchstäblich hinein gestanzt wurden. Ein System, das damals schon im Sterben lag. Und trotzdem ist genau in dieser Zeit schon die Idee geboren, dass Software einmal menschliche Intelligenz nachbilden könnte.
Die ersten Erfolge
Ende der 1990er Jahre kam Bewegung in die Sache. Es entstand ein neues Forschungsgebiet: Machine Learning – das maschinelle Lernen. Programme konnten selbstständig aus den Daten lernen, statt nur stur Befehle auszuführen.
Ein berühmtes Beispiel: 1997 besiegte ein Schachcomputer den damaligen Weltmeister Garri Kasparow. Das war ein Meilenstein. Zum ersten Mal zeigte sich, dass Computer in bestimmten Bereichen besser als Menschen werden konnten, zumindest dann, wenn es um Berechnung und Strategie ging.
Der Weg zu Deep Learning und generativer KI
Nach diesem Durchbruch dauerte es fast 20 Jahre, bis die Technik den nächsten großen Sprung machte. Mit neuen Verfahren, den sogenannten neuronalen Netzen, begannen Computer Muster in riesigen Datenmengen zu erkennen. Das nennt man Deep Learning. „Deep“ bedeutet hier „tief“, weil die Programme in vielen „Schichten“ Daten analysieren und verarbeiten.
So entstanden LLMs (Large Language Models) für Sprache und Diffusion Models für Bilder. Diese Systeme können Texte schreiben, Bilder erzeugen, Musik komponieren oder Code programmieren – fast wie ein Mensch.
Damit war die „Generative KI“ geboren. Das ist KI, die nicht nur mit bestehendem Wissen reagiert, sondern selbst etwas Neues erschafft – breitgefächert in vielen Themenbereichen und Formen der Verarbeitung.
Der Durchbruch in die Öffentlichkeit
Spätestens Ende 2022, als ChatGPT veröffentlicht wurde, war das Thema in aller Munde. ChatGPT ist ein Sprachmodell, das von OpenAI entwickelt wurde und auf den Prinzipien dieser großen neuronalen Netze basiert. Es kann Fragen beantworten, Texte formulieren, Geschichten schreiben und sogar Programmcode erzeugen.
Mit ChatGPT kam KI in die breite Öffentlichkeit und löste weltweit einen regelrechten Hype aus. Auch andere Tech-Giganten wie Google, Meta oder X (früher Twitter) sprangen sofort auf den Zug auf. Seitdem vergeht kaum ein Tag, an dem nicht neue KI-Tools vorgestellt werden.
Mein Fazit: KI ist keine Modeerscheinung
Wenn man die Geschichte betrachtet, sieht man: Künstliche Intelligenz ist keine plötzliche Erfindung. Sie ist das Ergebnis von Jahrzehnten Forschung, Technik und Leidenschaft von Menschen, die daran glaubten, dass Maschinen lernen können.
Ich selbst begleite dieses Thema seit vielen Jahren, beruflich und persönlich. Was mich fasziniert, ist neben der Technik, die Art, wie wir Menschen mit ihr umgehen. Denn KI ist immer nur so „intelligent“, wie der Mensch, der sie erschafft, trainiert und verantwortungsvoll nutzt.
Hinweise:
Im nächsten Artikel dieser Reihe geht es darum, wie KI heute längst in unserem Alltag angekommen ist – oft ohne, dass wir es merken.
LernOS KI-Leitfaden
Dieser ist 2023 in Zusammenarbeit mit der Cogneon Akademie und der FAU Erlangen-Nürnberg entstanden. Er bietet praktische Hilfen, Begriffs-Erklärungen und Beispiele, wie du dich Schritt für Schritt in der KI-Welt zurecht findest.
